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Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Er beginnt mit einer Fledermausnacht, darauf folgt ein Busenblitzer zu Mittag und endet mit einer Schnapsverkostung am Abend. Dazwischen liegen knapp 1.600 Höhenmeter im Aufstieg.

Das dies ein Tag voller Erlebnisse wird, hätte mir schon um Mitternacht bewusst sein müssen. Ich liege im Bett des Kronreith-Gasthofes und werde durch undefinierbare Geräusche munter. Irgendetwas krabbelt hier, aber einmal ist es oben und einmal unten im Raum. Ich denke ich höre Gespenster und möchte wieder einschlafen, aber es hört nicht auf. So stehe ich auf, schalte das Licht an und ich denke ich träume noch: eine Fledermaus flattert durch das Zimmer! Wie kommt die denn hier her? Ich öffne das Fenster, aber die flatternde Maus will nicht raus. Meine Versuche sie Richtung Fenster zu lenken, scheitern. Im Gegenteil, plötzlich verschwindet sie im Bad. Vorsichtig schleiche ich hinten nach und bemerke, dass sie in einem kleinen, nicht abgedeckten Abzugsrohr hinein gekrochen ist. Sofort stopfe ich ein Handtuch in das Loch und der Flattermann kann somit nicht mehr zurück in das Zimmer. Leider kann ich danach lange Zeit nicht einschlafen, da mir immer wieder grausliche Bilder von Vampirgeschichten im Kopf herumgeistern. Man sollte sich solche Filme besser nicht ansehen.

Diese Nacht habe ich nicht besonders geschlafen. Ich beginne Früh mit dem Packen und denke mir vor dem Gehen, das Handtuch sollte ich besser wieder an seinem Platz aufhängen, was denkt sich der Vermieter sonst. Als ich das Tuch runterziehe, ist die Fledermaus schon wieder hier. Etwas benommen landet sie in der Badewanne. Ich habe noch nie eine Fledermaus in der Nähe gesehen. Sie sieht einerseits putzig, aber doch irgendwie grauslich aus. Ich verschwinde lieber, bevor ihre Lebensgeister wieder voll zurück kehren.

Vom Kronreith-Hof geht es ein Stück auf der Straße bergab, jedoch bald nur mehr stetig den Berg hinauf. Zuerst auf einer Straße, dann auf einem Forstweg und schließlich in zahlreichen Kehren auf einem Steig, der im oberen Bereich mit Seilen gesichert ist, hinauf zum Riemannhaus. Gegen Mittag komme ich bei der Hütte an und stille meinen Hunger mit einem guten Schnitzel. Nach dem Essen gehe ich hinaus auf die Terrasse und sehe mir die Wolken am Himmel an. Der Wetterbericht sagt ab Mittag Regen an. Mit Gewittern muss auch gerechnet werden. Ich weiß nicht, ob ich auf der Hütte bleiben, oder zum Ingolstädter Haus weiter wandern soll.

Auf der Terrasse ist nicht viel los. Ein Opa erholt sich vom Aufstieg und ein anderer Herr genießt sein Bier. Jetzt kommt noch ein junges Mädel dazu, sie ist Mitte 20 und ist gerade zum Riemannhaus aufgestiegen. Plötzlich zieht sie ihr verschwitztes Wanderhemd aus, trocknet sich damit ihren blanken Busen und zieht ein neus T-Shirt an. Dem Opa fällt die Kinnlade herunter, der zweite verschluckt sich am Bier und ich hatte sicher ein leichtes Grinsen auf meinen Lippen. Also die Jugend von heute, ich sage euch, der reinste Sittenverfall. Und ich bin noch auf die Toilette zum Wechseln meines Wandershirts gegangen. Es geht also auch anders. Und Jungs … bevor ich Anfragen diesbezüglich bekomme, den Fotoapparat hatte ich leider in der Gaststube liegen ;-)

Eine kühle Brise Wind, die uns um die Ohren pfeift, holt uns alle zurück auf den Boden. Meine Gedanken kreisen wieder um den Weiterweg. Ich gehe zum Wirten und frage ihn wegen dem Wetter. Er meint, dass das sicher noch bis zum Abend hält. Danke, das wollte ich hören und gehe daher weiter. Hier auf über 2.000 Metern liegt wieder Schnee, aber man kann gut darauf marschieren. Auf dem sog. Eichstätter Weg geht es hinauf zur Äulhöhe, weiter zum Wegscheid und schließlich über die Hühnerköpfe zum Ingolstädter Haus, wo ich heute übernachten werde.

Die Hütte ist gut besucht. Es sind viele Deutsche hier, da sich das Steinerne Meer von der deutschen Seite gut bewandern lässt. Am Abend teile ich meinen Tisch mit einem Herrn aus Kassel, der jetzt in München wohnt, und einem Pärchen aus Jena. Alle sehr lustig und vor allem trinkfest. Zur späteren Stunde fragt einer, welcher eigentlich der beste Schnaps auf der Karte ist. Wir rätseln und beschließen, dass kann man nur durch Testen herausfinden. So beginnen wir mit einem Zirbenschnaps, darauf folgt der Marillenschnaps, ein Haselnussschnaps und eine Flying Gams. Letzteres wussten wir nicht, das ist ein Redbull mit Jägermeister. Das war eindeutig Platz 4. Platz 3 belegt der Nussschnaps, Platz 2 der Marillenschnaps und die Nummer 1 ist der Zirbenschnaps, der daraufhin noch einmal verköstigt wurde. Wir haben es bereits sehr lustig, da kommt der Wirt an unserem Tisch, bemerkt unsere Schnapsbewertung und fragt, ob wir eigentlich den Haus-Zirbenschnaps bereits gekostet haben. Diesen speziellen kennen wir natürlich nicht, also trinken wir gemeinsam mit dem Wirten auch diesen noch. Und weil das nun wirklich der Beste war, gleich noch zwei davon.

Plötzlich schreit einer im Raum „Die haben die Feuer angezündet!“. Alle springen auf und rennen raus. Wir natürlich hinterher. Zur Sonnwendfeier werden hier jährlich auf den Bergenspitzen um ca. 22:00 Uhr Feuer entzündet. Sieht wirklich super aus. Ein schöner Abschluss für diesen tollen Tag.

Die Tour im Überblick

Tourverlauf: Panorama-Gasthof Kronreith in Maria Alm (992 m) – Riemannhaus (2.177 m) – Äulhöhe (2.314 m) – Ingolstädter Haus (2.119 m)

  • Mittlere Tour
  • 14 Kilometer
  • 5 Std 40 Min Gehzeit
  • 7 Std gesamt inkl. Pausen
  • Aufstieg: 1.572 m
  • Abstieg: 448 m
  • Höchster Punkt:
    Äulhöhe (2.314 m)
  • Niedrigster Punkt:
    Maria Alm (802 m)
  • Wetter: sonnig, 18 Grad
Maximale Höhe: 2305 m
Minimale Höhe: 950 m
Download file: etappe33.gpx

One Comment

  • Jörg sagt:

    Hast Recht, die Schafe und das Hundi sind um einiges süßer und an den Harald mit Bart müssen wir uns erst gewöhnen :-)

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