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Der Schafsteig hinauf zur Rofanspitze soll laut Wanderführer sehr ambitioniert und somit interessant sein. Nach den langen Märschen der letzten Tage hauptsächlich durch Wald eine willkommene Abwechslung. Doch es kommt wieder einmal ganz anders.

Bereits beim Frühstück im Wintergarten am Durrahof habe ich einen prachtvollen Blick zum Rofangebirge. Ich freue mich auf diesen Tag, da bereits in der Früh die Sonne scheint und dies den ganzen Tag so bleiben soll. Der Durrahof liegt direkt am Nordalpenweg, so kann ich ohne Umwege entlang des Schauerbaches durch Wald und über Wiesen zur Schauertalalm aufsteigen.

Durch das steinige Schauertalkar geht es hinauf zum idyllischen Zireiner See, wo ich meine erste Rast mache. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Marchgatterl, wo sich die Abzweigung zum Schafsteig befindet. Doch als ich dort ankomme, sehe ich eine Tafel, die nichts gutes verheißt: „Schafsteig wegen Murenabgang gesperrt! Lebensgefahr!“ Das ganze ist noch mit einem Totenkopf untermalt, damit sich auch wirklich jeder auskennt. Das ist Warnung genug, ich muss mir einen alternativen Weg suchen.

Im Wanderführer ist eine Ausweichroute über die Bayreuther Hütte beschrieben. Ich befrage zusätzlich mein Navi und bekomme prompt eine anscheinend gute Alternative präsentiert, die wesentlich kürzer ist. Dazu muss ich am Weg 412 weiter westlich unterhalb der Rofanspitze um den Berg wandern. Auf der Rückseite befindet sich ein Steig hinauf zur Grubascharte, womit ich zurück auf meinem Weg wäre. Als ich beim Steigeinstieg ankomme, denke ich ich spinne. Dort steht, dass der Bettlersteig gesperrt ist. Das ist nicht neu. Anscheinend wurde der Weg schon vor Jahren aufgelassen. Ein Witz, dass der Steig bei meiner neuen Garmin-Karte noch als Wanderweg eingezeichnet ist.

Und was mache ich jetzt? Wenn ich von hier zurück und über die Bayreuther Hütte wandere, ist das ein mehrstündiger Umweg. Ich sehe mir das Gelände des Bettlersteiges einige Zeit an. Man erkennt neben einem steilen Geröllfeld Teile des alten Steiges. Er schwenkt weiter oben in eine Verengung. Dort ist ein großes Schneefeld erkennbar. Das müsste ich schaffen. Ich beschließe bis dorthin aufzusteigen und wenn es tatsächlich zu gefährlich wird, wieder abzusteigen. Noch eine Stunde mehr Umweg ist gegebenenfalls auch schon egal.

Gleich von Beginn an ist das Gelände sehr steil. Ich steige neben dem Geröllfeld aufwärts und versuche auf den alten Steigspuren zu bleiben. Knapp unterhalb der Abbruchwand geht es nach rechts. Dort ist das erste Altschneefeld zu queren. Ich schlage mit den Füßen Kerben in den Schnee, damit ich Schritt für Schritt das Schneefeld queren kann. So, jetzt stehe ich vor dem steilen Schneefeld, welches in einer Rinne liegt. Beim Aufwärtssteigen, schlage ich wieder Kerben und ramme meine Stöcke für einen zusätzlichen Halt in den Schnee. Konzentriert und überlegt setze ich jeden Schritt und jeden Stockeinsatz. So komme ich bis zum Ende des Schneefeldes und kann auf felsigem Untergrund die letzten Meter aufwärts steigen, bis sich das Gelände wieder ebnet. Auf der Rückseite der Anhöhe ist noch ein Schneefeld zu queren und ein letzter Aufschwung zu meistern, dann stehe ich oben in der Grubascharte. Vor Freude schreie ich einen lauten Juchitzer dem Schild „Bettlersteig gesperrt“ entgegen.

Falls nicht zu viel Schnee liegt, ist der Bettlersteig zu schaffen, aber dabei sind die oft gehörten Attribute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit eine absolute Voraussetzung. An dieser Stelle muss ich aber jedem Wanderer raten, den Umweg über die Bayreuther Hütte zu gehen, da der Steig aufgelassen wurde und somit der Wegzustand bestimmt laufend schlechter wird.

Von der Grubascharte ist es ein gemütlicher Spaziergang zur Mauritzalm und weiter zur Erfurter Hütte. Dabei bietet sich ein grandioses Bergpanorama. Sogar der Großglockner ist gut erkennbar. Auf der Hütte esse ich etwas und fahre anschließend mit der Rofanseilbahn hinunter nach Maurach. Von dort wandere ich entlang des Achensees hinüber nach Pertisau, wo ich bei der Strandbar vorbei komme. Es ist noch immer traumhaftes Wetter und die Bar ist gut besucht. Da kann ich nicht widerstehen und kaufe mir ein Mascarpone Lemon Vodkaeis in Ginger Ale mit Zitronenscheiben und Minzblättchen. Ich genieße den Drink und denke zufrieden über den ereignisreichen Tag nach. In Pertisau finde ich schließlich auch einen Gasthof zum Übernachten.

Die Tour im Überblick

Tourverlauf: Durrahof / Steinberg am Rofan (1.017 m ) – Zireiner See (1.810 m) – Marchgatterl (1.905 m) – Über Bettlersteig zur Grubascharte (2.102 m) – Erfurter Hütte (1.834) – Mit der Rofanseilbahn runter nach Maurach (984 m) – Pertisau (935 m)

  • Schwere Tour
  • 24 Kilometer
  • 8 Std 10 Min Gehzeit
  • 10 Std 30 Min gesamt inkl. Pausen
  • Aufstieg: 1.357 m
  • Abstieg: 1.445 m (davon 840 HM mit der Seilbahn)
  • Höchster Punkt:
    Grubascharte (2.102 m)
  • Niedrigster Punkt:
    Pertisau (935 m)
  • Wetter: sonnig, 25 Grad
Maximale Höhe: 2132 m
Minimale Höhe: 935 m
Download file: etappe40.gpx

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